Freisteh-Apps: Heiliger Gral oder großer Problembereiter?
Viele von euch verwenden Freisteh-Apps, warum auch nicht. Vereinfachen diese Helferlein die Stellplatzsuche doch enorm. Einfach öffnen, seinen Standort freigeben und schauen, welche Möglichkeiten sich in der Umgebung befinden. Man kann Freistehen nur lieben, ganz allein an einem einsamen Ort zu sein, inmitten einzigartiger Natur, weit weg von der Zivilisation. Doch so einfach, wie es einmal war, so einen idyllischen Platz zu finden, ist es schon lange nicht mehr. Das liegt zum einen daran, dass die Camper-Community in den vergangenen Jahren ein sprunghaftes Wachstum erfahren hat. Zum anderen, hat die Menge der Freisteh-Apps sehr zugenommen.
Mit solch einer technischen Unterstützung ist es halt keine große Hürde mehr, einen der vielen Traumschlafplätze zu finden. Doch genau da liegt auch schon das größte Problem. Klar, es ist super einfach, damit einen Schlafplatz unter freiem Himmel zu finden, doch häufig wird dieser nach der Veröffentlichung in einer der vielen Freisteh-Apps gewissermaßen überrannt. Das wiederum verärgert Wildhüter und Anwohner gleichermaßen, da diese natürlich auch die Zunahme der Übernachtungen bemerken.
Wir haben uns deshalb gefragt, was andere Camper darüber denken und ihnen die Frage gestellt: „Freisteh-Apps – Heiliger Gral oder Problembereiter.“
yellowthemonster
Wir sehen diese Apps eher als Problembereiter, hauptsächlich in Mitteleuropa ist das Freistehende fast nirgendwo mehr erlaubt. Und die Apps mit ihrem rasanten Nutzeranstieg führen zusätzlich zu immer mehr Problemen. Vor allem in hoch frequentierten Touristenregionen. Dank sozialer Medien und ebendiesen Apps wird das Freistehen zwar augenscheinlich leichter, doch in Wahrheit wird es immer schwieriger und gleicht mehr einem Versteckspiel als einem entspannten Naturerlebnis. Die markierten Plätze in diesen Apps sind eben einfach zu erreichen und für jeden gut zu finden. Dank der Freihsteh-Apps sind die Plätze dadurch natürlich alles andere als geheim, was in Kroatien zum Beispiel zu immer mehr Strafen führt. Leider sind viele Camper, die das Freiheitsgefühl mit Freistehen verbinden, faul und überlassen lieber ändern die Suche nach tollen Plätzen, die diese dann online stellen.
Keine Frage, Freistehen ist ein absolutes Freiheitsgefühl und eine Erfahrung, die man selbst erlebt haben muss. Man sollte sich aber nicht nur auf Apps verlassen, sondern sich selbst etwas Mühe geben und evtl. seinen perfekten Platz finden, den man dann ganz legal und für sich allein hat. In Europa wird sich die Situation in den nächsten Jahren drastisch ändern und vielleicht schafft das Projekt:
Park’n’Sleep hier eine saubere und legale Alternative für Menschen, die nicht drei Wochen auf dem gleichen Campingplatz stehen wollen.
campingponny
Moin, bis jetzt hatte ich mit park4night immer gute Erfahrungen. Am Bodensee, wo wir jetzt hinfahren, sieht es dünn aus, aber wir lassen uns gerne überraschen. Bis jetzt sind wir mit dieser Art von App immer zufrieden gewesen.
vildmarks.clan
Für uns gibt’s zwei Grundsätze beim Freistehen: Dankbarkeit und Achtsamkeit.
Das bedeutet, wir zeigen uns dankbar für solch wundervolle Plätze, die uns die Natur bietet, indem wir sie schützen und auf sie achten. Stören wir sie (Schutzgebiete, Verbotsschilder) oder Anwohner, dann bleiben wir dort nicht. Wir hinterlassen dort keinen Müll, Grauwasser, Seife in Gewässern oder andere menschliche Hinterlassenschaften! Leider erleben wir so etwas immer häufiger bzw. werden schöne Plätze in der Natur oft einfach auch überlaufen und daher ist es nicht verwunderlich, wenn es immer häufiger zu Verboten dort kommt.
Wir stehen gerne frei, aber aus Rücksicht nehmen wir auch gerne Alternativen wie Stellplätze, Privatgrundstücke, Bauernhöfe oder Ähnliche, um entspannte Nächte zu verbringen. Denn auch die können in idyllischer Natur gelegen sein.
fraunicoletamachtfotos
Hecktüren auf das ruhige Meer vor der Nase, natürlich keine Mücken, ein mit kleinen Schäfchenwolken gespicktes, pastellenes Farbspektakel am Abendhimmel. Die Vorhänge wehen sachte im Wind, kein anderer Mensch weit und breit. Dieses instaeske Vanlife-Ideal klingt verlockend und paradiesisch und es ist sicherlich möglich. Für uns ist es ein Genuss, den wir gerne annehmen, aber nicht auf Krampf heraufbeschwören. Wir essen schließlich auch nicht jeden Tag Sahnetorte. Das Vanlife ist sowieso schon ein riesiges Privileg. Weder die Natur noch die ortsansässigen Menschen sollten dadurch Schaden nehmen. Wir wünschen uns, dass Länder Camper*Innen weiterhin gerne empfangen, weil sie auch mal Campingplätze und Pensionen unterstützen, Ortstaxe bezahlen und die Natur nicht sinnlos belasten. Fazit: freistehen – klar gerne, aber in Maßen und nur, wenn es wirklich erlaubt ist.
Christian_Fiedler_Wildlife
Ich sehe es mit dem „Freistehen vs Campingplatz“ nicht so eng. Bei uns kommt es ganz klar auf die Situation an. Was wir vorhaben, ob ich allein oder mit Familie unterwegs bin und ob es das Umfeld in der Natur zulässt. Auf Biegen und brechen muss ich nicht immer „Freihstehen“ Wenn ich zum Beispiel allein unterwegs bin und nur mal einen Tag etwas Biken gehe, stehe ich meist frei, wenn es die Umgebung zulässt. Als Familie sind wir wegen der Kinderhygiene und wegen des Spielplatzangebotes regelmäßig auch auf Campingplätzen. So können die Kinder mit anderen Kindern in Kontakt kommen und wir können unsere ganzen Freizeitsachen wie Bikes, Kajak usw. auch mal draußen vor dem Camper stehen lassen ohne Angst haben zu müssen, mit leichterem Gepäck weiterreisen zu müssen. Zudem gibt es viele tolle Naturcampingplätze im In- und Ausland, wo man auch beides hat und das Gefühl „Freizustehen“ mit Socialising und Hygiene und verbinden kann.
Harz Vans
Meiner Meinung nach ein völlig überbewerteter hype…
Wir persönlich lieben kleine aber feine Stellplätze mit etwas Infrastruktur…. Strom, Wasser, v/e… Campingplätze versuchen wir zu meiden, aber komplettes freistehen kommt für uns so nicht in Frage. Gerade im Ausland (wir sind sehr viel in Italien unterwegs) kann das auch gerne mal richtig teuer werden und hier gibt es so viele schöne kleine „agricamping“ oder „agriturismo“. Da kann man super stehen und unterstützt nebenbei noch einheimische Bauern, Winzer oder was auch immer.
Camper Isle
Natürlich finden wir frei in der Natur, stehen schön, glauben aber auch, dass man sich dieses Privileg jedes Mal aufs Neue wieder verdienen muss. Leider können sich zu viele Camping-Begeisterte nicht vernünftig benehmen und verbauen so Gleichgesinnten die Chance. Rücksichtsloses Verhalten führt zu immer mehr Verboten. Man sollte den Ort und seine Bewohner mit Respekt behandeln, nur dann kann Freistehen funktionieren. Camping wird immer beliebter und damit steigt auch die Zahl der Camper, was Freistehen grundsätzlich schwieriger macht. Wir wollen daher auch vermehrt private Stellplätze über Apps nutzen, die immer mehr Angebote haben. Zum einen kann man so an idyllischen und ruhigen Orten campen, zum anderen unterstützt man so die Region und lernt dabei auch noch interessante Menschen kennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir das Freistehen lieben, aber wenn es eben mal nicht geht, muss man halt auf Alternativen zurückgreifen. Nur so stellen wir sicher, dass man uns als Camper auch weiterhin gern willkommen heißt.
aeddis_traveldiary
Freisteh – Apps. Sind sie Fluch oder Segen? Diese Frage stellen wir uns regelmäßig. Wir alle lieben wohl die Vorstellung, irgendwo frei zu stehen, um den Ausblick auf das Meer oder auf das Bergpanorama zu genießen. Oft, so unsere Erfahrung, konnte man an den Plätzen doch nicht wirklich gut stehen oder sie waren vollkommen überlaufen. Kleine Plätze wurden schnell zum Hotspot. Auf der anderen Seite waren wir schon oft froh, wenn wir spontan einen Platz zum Schlafen benötigten oder kurz die Erfahrungen anderer überprüften.
Wie ihr seht, wir können nicht wirklich sagen, ob sie Fluch oder Segen sind. Fluch, denn viele Orte werden überrannt, Segen, wenn du schnell mal was zum Schlafen brauchst.
travelwithgisela
Ich nutze Park4Night regelmäßig und habe dort auch schon selbst Plätze gepostet. Allerdings nur Orte, wo ich mir absolut sicher bin, dass man dort auch legal stehen darf. Bei anderen Plätzen kommentiere ich gelegentlich, wenn wichtige Infos fehlen oder der Platz lieber wegen Übermüllung gelöscht werden sollte. Denn das ist leider die Kehrseite dieser Apps. Ansonsten reicht mir auch manchmal ein Blick auf ein Satellitenbild via Google, um tolle Spots zu finden. Und noch ein Tipp: Tinder! Eigentlich eine Dating-App, aber im Vergleich zu Deutschland sind die Leute in anderen Ländern, vor allem Skandinavien, viel offener und verraten hier und dort auch mal tolle Stellplätze oder geben Stadtführungen. Da geht’s beiderseitig auch überhaupt nicht um das Daten, sondern tatsächlich um Insider-Tipps. Im Tinder-Profil schreib ich das auch ganz offen so rein und habe bisher nur durchweg positives Feedback von Locals erhalten. Ausprobieren!
Ausgescheckt.blog
Wir sind überzeugt, die Menge macht das Gift. Immer wieder erleben wir, dass Gruppenkuscheln und das in die Büsche gehen trotz Toilette im Camper. Ein WC ist dazu da, um es zu benutzen. Egal, ob man nur kurz steht oder für länger. Der unwissende Beobachter dieser Situation kann es nicht unterscheiden, ob Camper oder Kurzparker und bekommt sofort ein negatives Bild präsentiert, das schwer zu revidieren ist. Gern werden noch Stühle und Tisch herausgestellt, als wäre man auf dem CP. So geht das schnell schief und die Plätze werden für Camper zu Recht gesperrt. Ein weiterer Nachteil der Apps. Sie machen es Langfingern und Ordnungshütern unheimlich einfach, unsere Fahrzeuge zu finden ;-).
Wir finden, in den Antworten aller Teilnehmer steckt viel Gewicht, Erfahrung und Sachverstand. Ob Luxuswohnmobil oder Diy Camper. Es ist ein Problem, das jeden einzelnen von uns beschäftigen sollte, egal ob alter Hase oder junger Camperdachs den sonst wird es auf kurz oder lang immer mehr Verbote geben und das möchte doch schließlich niemand von uns.
Da es sich um eine Angelegenheit handelt, die auf kurz oder lang jeden von uns beschäftigen wird oder bereits hat, dachten wir, es wäre eine gute Idee, Tacheles zu reden. Nun freuen wir uns über einen regen Austausch mit euch zu diesem Thema.