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Orgosolo Sardinien-entdecke 54 Jahre sardische Street-Art Geschichte

Wenn wir an unseren Sardinien-Urlaub zurückdenken, gibt es diesen einen Tag, der sich tief in unser Herz eingebrannt hat.
Die Sonne strahlte vom Himmel, die Luft war warm, trocken und würzig – so, wie man es sich in mediterranen Urlaubsträumen ausmalt. Kein einziges Wölkchen war zu sehen, als Petra und ich uns früh am Morgen in unserem Mietwagen auf den Weg ins Landesinnere machten – in die wilde, hügelige Landschaft der Barbagia, dem einstigen Versteck der sardischen Banditen.

Unser Ziel: Orgosolo – ein kleines Bergdorf mit einer Geschichte, die ebenso bewegend ist wie seine berühmten Wandbilder. Schon auf dem Weg dorthin spürten wir, dass uns etwas Besonderes erwartete. Die Straßen wurden kurviger, die Natur ursprünglicher, und der Trubel der Küste lag bald weit hinter uns.

Was uns dann in Orgosolo begegnete, war weit mehr als nur ein hübsches Ausflugsziel in den Bergen. Es war eine stille, eindrucksvolle Reise durch Zeit, Kunst und Identität – intensiv, aufrüttelnd und unvergesslich.
Besonders bewegt haben uns die Ausdruckskraft und der Detailreichtum einiger Wandbilder – und der Mut, mit dem hier gesellschaftliche Missstände öffentlich angeprangert werden.

Noch heute sprechen wir oft über diesen kleinen Ort in den Bergen Sardiniens – weil er uns tief berührt hat.

Orgosolo ist bekannt für seine über 50-jährige Tradition der Murales – eindrucksvolle Wandmalereien, die das gesamte Dorf in eine Art Freiluftmuseum verwandeln. So ziemlich jedes Bild in Orgosolo beschreibt eine Situation oder erzählt eine bewegende Geschichte. Über 200 dieser Kunstwerke schmücken Hauswände, Mauern, Türen und Höfe. Doch es sind nicht einfach nur schöne Bilder – sie erzählen Geschichten. Echte Geschichten. Bewegende, politische, soziale. Geschichten über Freiheit, Gerechtigkeit, Unterdrückung – und auch über den Mut der Dorfbewohner.

Einige Murales sind klar verständlich, andere regen zum Nachdenken an. Viele greifen historische und aktuelle politische Ereignisse auf, etwa den Konflikt mit der italienischen Regierung, globale Krisen oder regionale Identitätsthemen. Besonders bewegend: ein Bild zur Widerstandsaktion der Dorfbewohner, die 1970 erfolgreich einen NATO-Truppenübungsplatz verhinderten – ganz ohne Gewalt.

 

Murales: Wandmalerei als Politisches Statemant

Murales Orgosolo Sardinien Wandmalerei

Augen auf- und aufgepasst. Viele der Wandmalereien in Orgosolo handeln von politischen Themen.In Orgosolo gibt es keine Schönfärberei. Hier geht es um harte Fakten,  Tatsachen und Probleme. Es sind Malerreien die polarisieren, sie regen zum Nachdenken und auch zum Diskutieren an. Dabei zeigen die Bilder an den alten Häusern hauptsächlich die Geschichte der Insel und den Streit mit der italienischen Regierung. Später kamen dann weitere geopolitische Themen dazu. Hauptsächlich geht es um Politik und Zeitgeschehen. Man könnte es auch eine farbenfrohe Zeitreise nennen, doch dafür sind einige Themen dann doch zu heftig in ihrer aussage. Dabei finden wir In den engen Gassen und Straßen Motive, die sich gewissermaßen selbst erklären. Bei anderen hingegen dauert es einen Augenblick, bis man versteht, was der Künstler damit ausdrücken wollte. Es kostet zwar etwas Zeit, doch unserer Meinung nach ist es lohnenswert, die Texte zu übersetzen. Manchmal haben wir versucht zu erraten, worum es bei dem Motiv geht und waren erstaunt, wenn wir richtig lagen oder das meterhohe Wandbild vollkommen missinterpretierten.

Tipp: Wenn du die volle Tiefe der Murales erleben möchtest, lohnt es sich, eine Übersetzungs-App zur Hand zu haben. Viele Bilder enthalten italienische oder sardische Texte, die den künstlerischen Ausdruck noch greifbarer machen.

Die farbenfrohen Murales in den Gassen und Straßen zu suchen, ist ein Abenteuer für sich. Lass dir Zeit. Orgosolo will nicht „schnell konsumiert“ werden. Es lohnt sich, auch die Seitengassen zu erkunden – dort findest du oft die ältesten und ausdrucksstärksten Werke. 

Souvenir di Orgonsolo

Natürlich gehören auch bei uns Souvenirs zum Urlaub dazu. In vielen der Geschäfte gibt es den typischen Tinnef und Stehrumchen. Wir hatten Glück und wurden in der Via di Vittorio fündig. Die kleine, süße Galerie sticht mit seiner Fassade direkt ins Auge und zog damit auch unsere Aufmerksamkeit auf sich. Achte also besser auf lokale, kleine Läden. Oft findest du dort echte Schätze – und unterstützt gleichzeitig die Menschen vor Ort.b Obwohl es von außen eher klein aussieht, gibt es im Inneren jede Menge zu entdecken. Wie immer zählen dann doch die inneren Werte. Hier bekommt ihr nicht Magneten, Shirts und Co, sondern Murales 2 Go wie man sie in den verwinkelten Gassen und Straßen gesehen hat. Wir haben uns dort gleich zwei unserer Lieblingsmotive zum Aufhängen für zu Hause mitgenommen und erfreuen uns nun regelmäßig an ihnen.

Andere Stimmen über Orgosolo – was berichten andere Reisende?

Unsere Eindrücke decken sich mit vielen anderen Berichten über Orgosolo – sei es in Reiseführern, Blogs oder Dokumentationen. Besonders hervorgehoben wird dabei immer wieder die Authentizität des Dorfes. Kein künstliches Kulissendorf für Touristen, sondern ein Ort, der seine Geschichte lebt und sichtbar macht.

Reisejournalistin Elke Homburg schrieb in einem Artikel:

„Orgosolo ist wie ein offenes Tagebuch Sardiniens. Wer bereit ist, es zu lesen, wird die Insel mit anderen Augen sehen.“

Auch in der ARTE-Dokumentation „Sardinien – Insel der Rebellen“ wird Orgosolo als Beispiel für den sardischen Stolz gezeigt – als Symbol dafür, dass Kultur auch Widerstand sein kann.

Gut zu Wissen

In der Hauptsaison ist es in den engen Straßen von Orgosolo voll. Denn dann kommen regelmäßig die Ausflugsbusse im Bergdorf an und die Touristen strömen in Scharen durch den Ort für das schönste Erinnerungsbild. Das kann dann etwas belastend werden.

Die Rundfahrt, die euch unten am Stadtplatz angeboten wird, könnt ihr euch getrost sparen. Zu Fuß macht das Erkunden des kleinen Bergdorfes viel mehr Spaß und so kommt ihr auch in den Genuss, wirklich auch die ganz alten fast vergessenen Murales in den kleinen verwinkelten Gassen zu finden. Du solltest während deines Ausflugs in Orgosolo unbedingt auf bequeme Schuhe achten, in denen du problemlos mehrere Stunden umherlaufen kannst. Petra bevorzugte Flipsflops aber das ist nicht für jeden etwas.

Beste Reisezeit

Frühling und Herbst sind ideal – mildes Klima, weniger Besucher, perfektes Licht. Im Sommer sind die Straßen zwar schattig, aber es wird sehr voll.

Erkundung

Zu Fuß! Keine Rundfahrten – das Dorf lebt vom Entdecken. Feste Schuhe mitnehmen, Wasser nicht vergessen.

Parken

In den Nebenstraßen möglich, aber auf Verbotsschilder achten, hauptsächlich mit Wohnmobilen! Die Straßen sind eng, 

Kulinarik

Plane ein Mittagessen im Dorf ein – es gibt einige kleine Restaurants mit typischer sardischer Küche. Wir haben hervorragend gegessen (z. B. Culurgiones und gegrilltes Lamm!).

Foto

Weitere Tipps für Sardinien

Wandern und Zelten am Punta la Mamora.

Ausflugsziel Gola di Gorropu

Tourismusinformation Sardinien

Tagesaktuelle Informationen bekommst du auf der Homepage der Touristeninformation Sardinien.

Fazit

Orgosolo hat uns nicht nur beeindruckt – es hat uns bewegt. Die Kombination aus Geschichte, Kunst und echter sardischer Identität macht diesen Ort zu einem Highlight abseits der Küste. Es ist kein typischer Instagram-Hotspot, sondern ein Ort zum Verstehen, Staunen und Mitfühlen.

Wir sind mit dem Gefühl gegangen, Sardinien ein Stück tiefer kennengelernt zu haben. Und wenn dich ein Ort so lange nach dem Besuch noch beschäftigt, dann war es wohl genau der richtige. 

 

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Anmerkung: Wir übernehmen keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der auf unserem Blog bereitgestellten Informationen. Die hier veröffentlichten Beiträge dienen lediglich der Inspiration. Bitte informiert euch vor der eigenen Reise über lokale Gegebenheiten.

 

Comments

  • Dezember 18, 2023

    Vielen lieben Dank für die Einblick der Street Art Kunst. Italien beeindruckt mich stets aufs Neue und steigert meine Vorfreude auf den Frühling zusätzlich.

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    • Mai 29, 2024

      Das können wir sehr gut verstehen. Es ist eine atemberaubend schöne Insel. Mit dem Mietwagen, Rucksack uns Zelt ist man perfekt unterwegs.

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    • Juli 11, 2024

      Das verstehen wir gut. Schreib uns gern, wie dir deine Reise gefallen hat und welche Erfahrungen du gemacht hast!

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