Eindrucksvolle Tageswanderung zur Gola di Gorropu.
Die Gola di Gorropu auf Sardinien gehört mit Ihren bis zu 500 Meter hohen senkrechten Wänden nicht nur zu den tiefsten Schluchten Europas, sondern aufgrund der Lage auch zu einer der eindrucksvollsten. Die relativ leichte Tageswanderung zur Schlucht lohnt sich für alle, die neben einer außergewöhnlich ansprechenden Naturkulisse auch die Herausforderung suchen.
Wild und ursprünglich zieht sich die Gola Di Gorropu durch das Supramonte Gebirge und hält dabei einige Überraschungen für uns bereit. Wir stellen Euch hier eine leicht abgewandelte Form der in vielen Wanderführer vorgestellten Tour durch das Oddoenne-Tal vor.
Diese verläuft auf dem Hinweg zur Schlucht wie bei fast allen Wanderführern gleich, jedoch haben wir die Rückwanderung unseren abenteuerlustigen Ansprüchen angepasst. Ihr dürft gespannt sein, was Euch dabei erwartet.
Beginn der Tour.
Die Wanderung zur Gola di Gorropu Schlucht beginnt gleich hinter einer alten Brücke. Direkt am kostenpflichtigen Parkplatz bei der Bar SA BARVA /gorroppu/ tiscali. Der ausgeschilderte Wanderparkplatz ist mit Google ausgezeichnet zu finden. Weitere Informationen dazu gibt es weiter unten.
Der Weg zur Schlucht
Gleich nachdem wir die alte Steinbrücke hinter uns gelassen haben, folgen wir linker Hand der kleinen Schotterstraße. Hier befindet sich auch direkt der erste hölzerne Wegweiser zur Gola di Gorropu. Dieser mehrstündige Weg führt über einen geschotterten und teils ausgewaschenen Versorgungsweg in die Berge und zum Eingang der Schlucht.
Wir laufen parallel zum Flussbett des Riu Flumineddu. An Stellen, wo die kleinen Bäume am Wegesrand nicht so dicht beieinander stehen, hören wir das Rauschen des Flusses und erblicken einige Gumpen. Der Weg verläuft schlängelnd sanft Bergauf.
Es ist staubig und heiß. Immer wieder bleiben wir stehen, um etwas zu trinken. Auf der gut 1,5 Stunden langen Etappe zur Schlucht, bleiben wir häufig stehen und bewundern das wunderschöne Supramonte Bergmassiv, das sich um uns herum erhebt.
Überraschung an der Gola di Gorropu
Als wir am Eingang der Schlucht ankommen, macht sich Ernüchterung breit. Direkt davor stehen einige Besucher an einem Kassenhäuschen. Echt jetzt? Ein Kassenhaus inmitten der Berge. Wie kommt man auf so eine Idee? Wer nun kein Bargeld dabei hat, ist den ganzen Weg umsonst gelaufen und darf nun umdrehen. Darauf sollte man zur Sicherheit direkt am Wegweiser hinweisen.
Bei unserem Besuch wurden noch fünf Euro pro Person verlangt. Gleich neben dem kleinen Kassenhaus steht ein junger Mann, wie es scheint, ist es einer der Parkranger, er erklärt den Besuchern die Verhaltensweisen und Gefahren der Schlucht. Auch die Farbskala der Schwierigkeitsgrade erklärt er.
Wie weit man sich als Besucher hineinbegeben darf oder sollte. Das hängt tatsächlich von verschiedenen Faktoren ab. Fitness, Trittsicherheit und Erfahrungen in dieser Art von Gelände. Als Kletterer und Boulderer finden wir das eine wichtige und gute Sache. Leider sehen wir in der Schlucht trotz dieser Aufklärungsarbeit immer wieder Personen, die diese Regeln und Hinweise ignorieren.
Die Farbskala der Schlucht
Grün – zu Beginn der Schlucht – für Anfänger und Kinder geeignet
Gelb – in der Mitte der Schlucht – teils leichte bis mittelschwere Kraxelei (Schuhwerk beachten!)
Rot – dieser Teil der Schlucht ist nichts für Anfänger und Touristen. Bergwanderschuhe, Helm und Ausrüstung erforderlich. Zum Teil Klettersteigcharakter, einige Passagen an einer Seilsicherung. Auf diesem Weg kommt man in den hinteren Teil der Schlucht. Dieser Weg ist in der Brutzeit des Adlers gesperrt.
Teilweise nur mit Guide zu erreichen, und erlaubt. Wer hier zwischen die runden Meterhohen Felsen rutscht, hat keine Chance sich aus eigenen Kraft aus dieser Falle zu befreien. Es besteht wirklich Lebensgefahr im hinteren Bereich der Schlucht.
Beginn Gola di Gorropu
Die ersten Meter der Schlucht sind sehr beeindruckend. Der Fels leuchtet Gelbgold, Orange im Sonnenlicht. Felswände und Felsbrocken, so weit das Auge reicht. Der Riu Flumineddu hat hier in Tausenden Jahren beachtliches geleistet. Auf fast acht Kilometern Länge und 500 Metern Tiefe hat sich der Fluss jahrtausendelang durch das massive Supramonte Gestein gefressen.
Direkt am Eingang liegt ein tonnenschwerer Felsbrocken mitten auf dem Weg. Häufig bleiben wir stehen und schauen die steilen Felswände um uns herum an. Gebannt stehen wir in der Mitte der Schlucht und genießen das imposante Licht und Schattenspiel zwischen Sonne und erodiertem Gestein.
Mitte der Gola di Gorropu
Ungefähr auf der Hälfte des Weges wechseln wir vom grünen in den gelben Bereich der Schlucht, plötzlich kommen wir an eine Stelle, vor der eine Menge Menschen stehen und fragen uns, weshalb es hier augenscheinlich nicht weitergeht. Als sich die Schlange abgebaut, sehen wir den Grund der Zwangspause. Wir stehen vor einem Felsversatz, den es nun zu überwinden gibt. Es sind wenige Meter hoch, jedoch ist der Fels speckig, glatt. Ein Behelfsseil hängt an ihm herunter. Einige schaffen es nicht, das Seil zu greifen und kommen deshalb nur durch den beherzten Einsatz anderer Canyon Besucher nach oben.
Wieder andere probierten es wiederholt, jedoch erfolglos. Immer wieder rutschten sie ab.
Ist der Fels überwunden, befindet man sich in der Mitte der Gola di Gorropu. Hier trifft man schon weniger Besucher. Sicherlich wegen der natürlichen Selektierung kurz vorher. Bevor es für uns dann zur roten Zone weitergeht, suchen wir uns einen ruhigen Platz. Wir legen uns auf einen der vielen großen Felsen. Genießen die Wärme der Sonne auf unserer Haut und die Aussicht.
Gola di Gorropu – wir sehen Rot
Natürlich sehen wir nur die roten Markierungen an den Felsen um uns herum. Hier beginnt also die Schutzzone der Adler während der Brutzeit. Wir beschließen zwar noch ein Stück weiter über die Felsen zu kraxeln, um einen Blick hinter die Felsmauern zu werfen, die sich vor uns auftut, müssen jedoch einsehen, dass wir ohne unsere Ausrüstung nicht weiter kommen oder wollen. Ein Sturz von den meterhohen Felsbrocken endet, wen es gut läuft, nur mit einigen Blessuren im schlechtesten mit lebensgefährlichen Verletzungen. Ein Risiko, das wir hier und jetzt nicht bereit sind, einzugehen.
Der Heimweg
Reiseführer Version
Der Heimweg im Reiseführer würde uns jetzt den gleichen Weg zurück schicken, mit einer kleinen Ausnahme. Picknick am Flussbett, ungefähr in der Mitte der Rückwanderung.
Hört sich interessant an, aber nicht überragend gut.
Alternative Rückwanderung
Nachdem wir die Zeit in der Gola di Gorropu ausgiebig genossen haben, wird es nun Zeit für den Heimweg. Als wir wieder vor der Schlucht stehen, ist es natürlich noch immer sehr warm. Weshalb wir kurzerhand beschließen, einen alternativen Rückweg zu probieren. Desen Planung sage und schreibe keine 5 Minuten gedauert hat. Wir wollen einfach noch etwas Abenteuer an diesem Tag und so kommen wir auf die Idee, uns einen Weg durch das Flussbett des Riu Flumineddu bis zum Parkplatz zu suchen.
Baden im Riu Flumineddu
Den Rückweg auf diese Art anzutreten ist deutlich anstrengender, aber es lohnt sich. Wir sind den ganzen Weg über allein. Einen Zustand, den wir sehr zu schätzen wissen. Das Flussbett bietet eine Menge Abwechslung und Spaß. Von ausgetrockneten Stellen, felsigen und schroffen Gestein bis gut einem Meter tiefen Wasser ist alles dabei und fordert uns einiges ab. Wir haben richtig viel Spaß und freuen uns wie kleine Kinder.
Einige Stellen können nur kletternd überwunden werden, an anderen Stellen hingegen müssen wir unsere Hosen ausziehen, um weiterzukommen. Bei einigen tieferen Gumpen ergreifen wir die Gelegenheit beim Schopf und gehen kurzerhand wild baden, dabei steigt uns immer wieder der Duft frischer wilder Minze die Nase. Diese findet im feuchtwarmen Klima des Riu Flumineddu anscheinend ideale Lebensbedingungen; anders wäre sonst wohl nicht ihr imposantes Wachstum zu erklären.
Wir benötigen auf unserer alternativen Tour tatsächlich fast 2 Stunden länger ins Tal, aber das Baden im Fluss, der Spaß und die Ruhe waren jede Minute davon wert.
Alles auf einem Blick
Die Wanderung
Es ist bis zur Schlucht keine sehr anspruchsvolle Wanderung. Sie führt die meiste Zeit über die breite Versorgungsstraße. Nur in der Gorrupo steigt der Anspruch an Eure Leistung.
Parken
Der kostenpflichtige Parkplatz bei der Bar SA BARVA /gorroppu/ tiscali ist mit Google problemlos zu finden. Wer hingegen sparen möchte, der macht es genau wie wir. Am Parkplatz vorbei über die kleine Brücke, danach direkt links abbiegen auf die Straße, wo auch der Wanderweg zur Gola di Gorropu beginnt. Nach wenigen Metern sieht man schon die ersten einheimischen Fahrzeuge. Dort auch zu parken war kein Problem.
Tourismusinformation
Tagesaktuelle Informationen bekommt ihr auf der
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Fazit
Die Gola di Gorropu sollte bei keiner Sardinien Reise fehlen. Mit Recht ist sie eine der schönsten Schluchten Europas und der Stolz aller Sarden. Hier kannst Du die wilde, unverfälschte Schönheit Sardiniens erleben und persönliche Grenzen testen. Eingebettet in die atemberaubende und ursprüngliche Landschaft der italienischen Insel, ist sie für jedermann zugänglich und ein lohnendes Ausflugsziel für Jung und Alt.
Fazit der Alternativroute
Natürlich muss man ein wenig Abenteuerlust und Erfahrung mitbringen, um diesen Weg zurückzuwandern. Jedoch lohnt es sich. Es versteht sich natürlich von selbst, dass die alternative Rücktour durch das Flussbett des Riu Flumineddu keine offizielle Wandertour darstellt.
Sie sollte auf keinen Fall nach starken Regenfällen begangen werden.
Nicht für Kleinkinder und Kraxenträger geeignet!
Bei einsetzendem Regen solltet ihr sofort das Flussbett verlassen! Achtet auf die Pegelstände.
Anmerkung: Wir übernehmen keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der auf unserem Blog bereitgestellten Informationen. Die hier veröffentlichten Beiträge dienen lediglich der Inspiration. Bitte informiert Euch vor der eigenen Reise über lokale Gegebenheiten.
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